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Anwälte für Kinder
Veröffentlicht am: Dezember 26 2010

Wo sind die Anwälte der Kinder?

20 Prozent der Jugendlichen können nach Absolvierung der Pflichtschule mit 15 Jahren nicht Sinn erfassend lesen. Die Gründe dafür sind vielfältig mit unseren gesellschaftspolitischen Strukturen verwoben. Einerseits kommen Kinder aus verarmten sozialen Schichten, sind nach dem Besuch der Halbtagesschule sich selbst überlassen oder werden andererseits in kasernenartigen Nachmittagsbetreuungsstätten lediglich aufbewahrt.

Österreichische SteuerzahlerInnen finanzieren einen Staatssystem das weltweit zu den reichsten Ländern gehört, doch es fehlt der politische Wille, finanzielle Mittel für neue Schulgebäude mit wohnlichen Klassenräumen für alle Schulkinder bereit zu stellen. Vielfältige Konzepte für pädagogisch sinnvolle Lehr- und Lernmethoden, um erziehenden Unterricht an menschwürdigen Arbeitsplätzen zu ermöglichen sind bereits seit Jahrzehnten vorhanden. Werden diese endlich in die Praxis umgesetzt, so können Lehrkräfte Schülerinnen und Schüler wirkungsvoll herausfordern und förderlich unterstützen.

Österreich als eines der reichsten Länder der Welt beherbergt etwa 150.000 arme Kinder. Diese kommen aus sogenannten sozialen Unterschichten und es handelt sich nicht nur um die Nachkommen von Emigranten. Kinder von alleinerziehenden Müttern, Kinder mit vielen Geschwistern und Kinder, deren Eltern krank, arbeitslos oder lediglich in prekären Beschäftigungsverhältnissen sind, fühlen sich allein gelassen. Sie finden im derzeitigen staatlichen Schulsystem nur mangelhafte Förderung ihrer Talente und Fähigkeiten. Werden Kinder in Nachmittagsbetreuungen lediglich beaufsichtigt und zu Hause vor dem Fernsehapparat ruhig gestellt oder mit Computerspielen abgelenkt, können die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen nicht ausreichend erlernt werden. Lehrkräfte in Halbtagsschulen mit etwa 25 Kindern in einem Klassenzimmer können gesellschaftspolitische Versäumnisse nicht ausgleichen. Meines Erachtens sind im Österreichischen Haushaltsbudget ausreichend viele finanzielle Mittel vorhanden, um den drohenden Analphabetismus von sozial benachteiligten jungen Menschen zu verhindern. Es mangelt lediglich am politischen Willen der Umsetzung. Kinder verfügen über keine mächtigen Lobbys, wie Pensionistenverbände oder Beamtengewerkschaften. Elitär denkende Menschen fürchten um ihre materiellen Vorteile und verurteilen ein neues Schulwesen als Instrument der Nivellierung nach unten und als Gleichmachersystem. Doch in einer neu strukturierten Schule, die beispielsweise von 8 – 16 Uhr dauert, werden Kinder ermächtigt, ihren Fähigkeiten entsprechend zu lernen und zu üben. Pädagogisch sinnvolle Konzepte sind seit Jahrzehnten vorhanden. Kinder sind dann nicht mehr auf die Mithilfe ihrer überforderten Eltern angewiesen. In Schulgebäuden, die räumlich anders als Kasernen gestaltet werden, mit menschenwürdigen Arbeitsplätzen für Lehrpersonen und Klassenzimmern, wo maximal 8 – 12 Kinder anwesend sind, können angewandte Lehr- und Lernmethoden wirkungsvoll für einen erziehenden Unterricht eingesetzt werden. Ein kindgerechtes Schulsystem ohne parteipolitische Standesdünkel lässt alle Teile unserer Gesellschaft gewinnen. Wenn es keine armen vernachlässigten Kinder gibt, müssen junge Erwachsene weder resozialisiert noch in teuren Beschäftigungsprogrammen der Arbeitsmarktförderung untergebracht werden.

Ist der politische Wille vorhanden und werden die vorhandenen Budgetmittel zum Wohle unserer Kinder umgeschichtet, so heißt es bereits mithilfe der Kindergartenpädagogik förderlich einzugreifen. Sprachliche Entwicklung kann unter Gleichaltrigen angeleitet und soziale Fähigkeiten spielerisch erlernt werden. In gemeinsamen Schulen für alle Kinder von 6 – 14 Jahren mit strukturierten Abteilungen werden begabte Kinder herausgefordert und vorübergehend unzureichend befähigte Schülerinnen und Schüler ihren Verhältnissen gemäß unterstützt. Hinreichend ausgebildete Lehrkräfte und eine effiziente Schulverwaltung ermöglichen, dass alle Kinder mit 14 Jahren auch wirklich lesen, schreiben und rechnen können. Diese Kinder entscheiden dann selbständig über ihre nachfolgenden Bildungswege und über passende Berufsausbildungen.

Ich denke, dass alle Menschen zum Gelingen des mitmenschlichen Zusammenlebens ihren Beitrag leisten müssen. Sei es mithilfe ihrer Steuer- und Beitragsleistungen für die Allgemeinheit oder mit ihrer Bereitschaft an einer gesellschaftlichen Meinungsbildung teilzunehmen. Solange zu viele Menschen unterhaltende Medienprodukte konsumieren und unsere Volksvertreter im Parlament Streitgespräche führen, wird sich von oben herab nicht viel für sozial benachteiligte Kinder verändern.

Doch wie können wirkungsvolle Beiträge geleistet werden? Normale Menschen verfügen über umfangreiche Kommunikationsmöglichkeiten und können Netzwerke bilden. Sind zweifelnde Gedanken der Ohnmacht, dass wir ohnehin nichts machen können, wirklich angebracht?

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